Die Geschichte:
Um das Jahr 1840 ersann Adolphe Sax, ein belgischer Klarinettist, Flötist und Sohn eines
Instrumentenbauers seine berühmteste Erfindung: Das Saxophon.
Das genaue Entstehungsdatum ist noch immer ungeklärt, doch seine erste Erwähnung fand das Saxophon
in einem Zeitungsartikel von 1842, in dem Hector Berlioz von einem Baßsaxophon berichtet, welches Sax
ihm vorführte.
Um 1842 war es auch, als Sax nach Paris zog und eine eigene Instrumentenfabrik gründete.
Im Jahre 1846 war die Saxophonfamilie schon auf 8 Instrumente angewachsen, wie ein Patentantrag von
Adolphe Sax belegt. Sie reichte vom winzigen Sopranino bis hin zum mehrere Meter grossen Subkontrabaß,
welches jedoch nie gebaut wurde.
1844 wurde das Saxophon erstmals in der Orchestermusik eingesetzt und einige Komponisten wie z.B. die
Franzosen Hector Berlioz und Georges Bizet erschufen einige Werke speziell für dieses Instrument.
Im Jahre 1845 führte Sax seine Instrumente der königlichen Familie vor und empfahl mit ihnen die
Militärorchester zu bereichern. Daraufhin wurde ein Wettstreit zwischen einer traditionellen Militärkapelle und
einer mit Saxophonen bestückten Kapelle ausgetragen, welchen Sax zu seiner Freude für sich entscheiden
konnte. Daraufhin befahl das Königshaus die Aufnahme des Saxophons in die Militärkapelle, wo es bis heute
einen festen Platz hat und in der Regel die Klarinetten ersetzt.
Die Öffentlichkeit reagierte auf Sax' Erfindung sein ganzes Leben lang zwiegespalten. Es gab nur wenige
Komponisten wie z.B. Berlioz, Rossini oder Meyerbeer, die sich begeistert zum Saxophon bekannten. Zwar
gewann Sax auf Ausstellungen immer wieder Preise, doch die Mehrheit der Orchestermusiker äußerte sich
ablehnend gegenüber dem Saxophon. Und die Konkurrenten von Sax auf dem Musikalienmarkt versuchten
ein ganzes Jahrzehnt lang in verschiedenen Instanzen ihre Klagen auf Nichtigkeit seiner Patente
durchzubringen.
So groß der Erfolg des Saxophons in der Militärkapelle auch war, so unbedeutend ist seine Rolle bis heute
im Symphonieorchester.
Zwar gibt es mittlerweile auch mehr und mehr Orchesterliteratur für Saxophone, wie z.B. 'Symphonia
Domestica' (1903) von Richard Strauss für Saxophonquartett oder 'Rhapsodie' für Saxophon und Orchester
(1903) von Claude Debussy und die 'Phantasie für Saxophon und Orchester' (1948) von Heitor Villa-Lobos,
um nur einiges an bedeutender Sololiteratur zu erwähnen.
Doch gibt es nur wenige Stellen in Symphonieorchestern für Saxophon, da die wenigen Saxophonstellen
meist von Horn, Klarinette, Englischhorn oder Fagott übernommen werden, weil sich die Orchester aus
Kostengründen keinen Saxophonisten für die wenigen Passagen leisten können.
Ganz anders entwickelte sich das Saxophon in der später aufkommenden Unterhaltungsmusik und im Jazz,
in dem das Saxophon seine grösste Bekanntheit errang.
Einige berühmte Jazzgrössen auf dem Saxophon waren Sidney Bechet (Sopran), Charlie 'Bird' Parker (Alt),
Lester Young, John Coltrane & Coleman Hawkins (Tenor).
Bekannte Spieler aus der heutigen Szene sind zum Beispiel der Funk-Saxophonist Maceo Parker (Alt), die
Pop-Saxophonistin Candy Dulfer (Alt), sowie die beiden Tenor-Saxophonisten Joshua Redman und Pharoa
Sanders. In meiner Fotogalerie sind Bilder dieser Spieler und anderer zu sehen und soweit bekannt die Internetadressen angegeben.
Doch von dem späteren Erfolg bekam Sax nichts mehr mit. Er starb 1894 völlig verarmt in Paris. Die Werkstatt
blieb jedoch noch bis 1920 in Familienbesitz und wurde von seinem Sohn Adolphe Sax junior weitergeführt.
Dann verkaufte er die Werkstatt an die Firma Henri Selmer, die heute noch äusserst erfolgreich Saxophone
baut.
Das erste deutsche Saxophon wurde um 1900 in Markneukirchen von der Firma Adler gebaut.
Das erste amerikanische Saxophon wurde schon um 1888 von der Firma Conn hergestellt.
Die Familie:
Seit dem Patentantrag von Adolphe Sax 1846 besteht die Saxophonfamilie aus 8 Mitgliedern.
Angefangen vom kleinen Sopranino bis hin zum grossen Subkontrabass sind das:
Das Instrument |
Der notierte Tonumfang der
Instrumente |
Die Normalstimmung des
Instrumentes |
Sopranino |
b bis fis3 |
in es |
Sopran |
b bis fis3 |
in b |
Alt |
b bis fis3 |
in es |
Tenor |
b bis fis3 |
in b |
Bariton |
a bis fis3 |
in es |
Bass |
b bis es3 |
in b |
Kontrabass |
b bis dis3 |
in es |
Subkontrabass |
? bis ? |
in b? |
Wer sich die Tabelle genauer angeschaut hat, wird bemerkt haben, dass die Saxophone in es bzw. b
gestimmt sind. Dies ist ein Relikt aus der Frühzeit der Saxophone, als diese vorwiegend in Militärkapellen
eingesetzt wurden, da sie dort mit den meist in es und b stehenden Blechblasinstrumenten gut harmonieren
mussten.
Adolphe Sax hatte für Orchestermusik auch Saxophone in C und F konstruiert, allerdings wurden davon nur
geringe Stückzahlen produziert.
Jedoch ist auch heute noch hin und wieder ein Tenorsaxophon in C zu finden, welches auch als
'C-Melodie-Sax' bezeichnet wird.
Saxophone sind also, wie viele andere Instrumente auch, transponierende Musikinstrumente.
Im Klartext heisst das, wenn ein Musiker z.B ein C liest und dann ein C greift, erklingt jedoch ein es oder b (je
nach Normalstimmung).
Dies hat Vor- und Nachteile:
Der Vorteil ist, dass viele Griffe auf dem Saxophon mit denen auf beispielsweise einer Querflöte, Oboe,
Sopranblockflöte, oder dem 2. Register einer Klarinette übereinstimmen oder wenigstens sehr ähnlich sind
und mit dem gleichen Notennamen in Bezug gebracht werden.
Der Nachteil ist, dass man nicht ohne weiteres mit anderen Instrumenten zusammenspielen und ihre Noten
mitbenutzen kann.
Ein Sopransaxophonist braucht also seine Noten in b und ein Altsaxophonist seine es-Noten.
Dies ist aber die Aufgabe des Komponisten und hat uns als Musiker weniger zu kratzen.
Doch wehe es ist mal keine extra Stimme vorhanden, dann ist vom-Blatt-transponieren gefragt.
Und auch schon die simpelsten Stückchen können einen böse ins Schwitzen bringen, wenn man nicht
vorher schon geübt hat, wenigstens eine C-Stimme in die betreffende Tonart seines Instrumentes zu
transponieren.
Hier eine Tabelle, die dem gegriffenen Ton den erklingenden Ton gegenüberstellt:
Es-Stimmung
z.B. Alt- & Baritonsax |
B-Stimmung
z.B. Sopran- & Tenorsax |
erklingender Ton |
A |
D |
C |
G# / Ab |
C# / Db |
H |
G |
C |
A# / B |
F# / Gb |
H |
A |
F |
A# / B |
G# / Ab |
E |
A |
G |
D# / Eb |
G# / Ab |
F# / Gb |
D |
G |
F |
C# / Db |
F# / Gb |
E |
C |
F |
D# / Eb |
H |
E |
D |
A# / B |
D# / Eb |
C# / Db |
Hier die vier bekanntesten Saxophonarten:
Die Technik:
Das Saxophon ist ein Blasinstrument mit einer weiten stark konischen Mensur, welche zu Beginn der
Saxophongeschichte eher parabolisch konisch geformt war. Die Luftsäule im Instrument wird durch blasen
in ein Rohrblattmundstück, ähnlich dem der Klarinette, in Schwingung versetzt. Doch im Gegensatz zur
Klarinette neigt das Saxophon, aufgrund seiner konischen Bauweise, bei zu starkem Blasdruck zum
Überblasen, ähnlich wie die Oboe.
Hier ein Vergleich der Längsschnitte durch Klarinette, Saxophon und Oboe.
Die ersten von Adolphe Sax gebauten Saxophone hatten noch 20 Bohrungen, womit ein notierter
Tonumfang von h bis f3 abgedeckt werden konnte.
Auch hatte es zwei getrennte Oktavklappen, eine für das mittlere und eine für das obere Register. Für jeden
Ton existierte nur eine Griffmöglichkeit.
Das Klappensystem ähnelt stark dem der Oboe, doch fallen die Klappen im Vergleich zur Klarinette, Oboe
und anderen Holzblasinstrumenten deutlich grösser aus und lassen sich in 2 Gruppen einteilen:
Die Einen sind aufgrund einer Stiftfeder immer geschlossen und müssen durch Fingerdruck geöffnet
werden.
Die Anderen sind aufgrund einer Stiftfeder immer offen und müssen durch Fingerdruck geschlossen werden.
Unter den Klappen sind mit Leder überzogene Filzpolster angebracht, so dass die Klappen auch wirklich
luftdicht abschliessen können.
Moderne Saxophone des zwanzigsten Jahrhunderts wie z.B. des SELMER Super Action 80 Serie II
(Altsaxophon) besitzen 25 Tonlöcher, sowie Rollen an den Klappen der kleinen Finger, so dass sie besser
von einer Klappe zur anderen gleiten können.
Einige Hersteller versehen ihre Polster mit sogenannten Resonatoren, das sind runde Plättchen aus Plastik
oder Metall, die in die Mitte der Polster geschraubt werden, so dass nur noch am Rand, wo die Polster auf
den Bohrungen aufliegen, das Leder zu sehen ist. Daraus resultiert dann ein etwas härterer, klarerer und
teilweise aggressiverer Klang.
Im Gegensatz zu Klarinette und Oboe, die einen Körper aus Holz haben, besteht das Saxophon meist aus
einem sich nach unten hin öffnenden Messingrohr in verschiedenen Güteklassen. Vereinzelt sind jedoch
auch Saxophone mit einem massiv silbernen S-Bogen und Schallbecher zu finden. Die Messingsaxophone
werden meist mit einer Gold- oder Klarlackschicht bzw. einer Vernickelung oder Versilberung versehen, um
einem vorschnellen Alterungsprozess doch Oxydation des Metalls entgegen wirken zu können.
Das Altsaxophon kann weich und flötengleich klingen, bittersüß oder aber auch sprechend blusig.
Das Tenorsaxophon ist erdiger, dramatischer Klänge im tiefen Register fähig, wurde aber durch Post-Coltrane-Techniken bis in Sopranhöhen erweitert und ist damit eines der ausdruckstärksten aller Jazzinstrumente.
Das Bariton verlangt eine kräftige Luftsäule, und es wird meist mit einem lockereren Ansatz, aber starker Stütze durch das Zwerchfell gespielt.
Das Sopran ist schwieriger zu intonieren und hat weniger Kraft im tiefen Register.
So sehen die Einzelteile eines Tenorsaxophons aus:
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